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Село Усть-Караман / Dorf Enders / Ust-Karaman.ru

Das Alltagsleben der Deutschen Kolonisten.

Wolgadeutsche sind Nachkommen deutscher Einwanderer, die im Russischen Reich unter der Regierung Katharinas der Großen an der unteren Wolga ansässig wurden. In der Gesamtzahl der Russlanddeutschen bilden sie einen Anteil von 25 %. Das Zentrum der Wolgadeutschen war die Stadt Pokrowsk (seit 1931 Engels). Zwischen 1924 und 1941 waren sie innerhalb der Sowjetunion in der Wolgadeutschen Republik organisiert.
Die Bundesrepublik Deutschland ermöglichte den Wolgadeutschen seit den 1970er Jahren die Einreise und die Einbürgerung (siehe auch Bundesvertriebenengesetz).


Deutsche Volksgruppen - Deutsche Volksgruppen (deutsche-volksgruppen.de)

Hier füge ich ein Original Kopie Brief aus der "Vergangenheit "
vom ein Bewohner des Nachbar Kolonie Schweb- Sunonerffba (Andreas Rennefeld)
nach Deutschland 1788 :
von den Inhalt des Briefes an seine Verwandten
Herzlich geliebtes Geschwister und Freunde. Mein innigster Wunsch ist, dass euch diese wenigen Zeilen in gutem Wohlsein antreffen, es wird euch wie ich glaube.Die Zeit ziemlich lang geworden sein, ehe mein Versprechen an euch in Erfüllung gekommen.Bei dieser Gelegenheit nun, woran es bis hierher gemangelt, sehe ich mich verbunden, euch zu berichten, wie um mich steht. Meine erste Frau,mit welcher ich 2 Söhne und 3 Töchter erzeuge, ist im Jahre 1770 gestorben, die beiden Söhne sind ebenfalls in der Ewigkeit, die 3 Töchter sind verheiratet.
Zum andern mal habe ich mich verheiratet an unser Nachbar Christian Grassmanns älteste Tochter, Maria Rosina, und mit derselben bisher erzeugt 2 Söhneund 5 Töchter, wovon ebenfalls 1 Sohn und 1 Tochter gestorben.
Der Schwiegervater Grassmann ist bereit 6 Jahr tot, die Schwiegermutter lebt noch und ist wieder verheiratet, der Schwager Christian und Hennierietta sind verheiratet. Was meinen Stand anbetrifft, so lebe ich im Bauernstandes, und habe Gott sei Dank Äcker, Wiesen Pferde, Kühe und andere Vieh so viel, ja mehr als ich bestreiten kann, habe also noch nie über Mangel zu klagen Ursache gehabt. Kirch und Schulen haben wir auch, und habe nach der Haupt Kirche ungefähr eine Stunde zu fahren. Der Platz meiner Wohnung ist Sunonereffba - wohn weit der Genommene Stadt Saratow, gen seit den Wolga ausström am großen Karmann Fluss gelegen. Unsere Reise von Roßlau bis hierher auf den Wohnplatz hat gedauert von März 1766 bis zum Juli 1767.
Die Wettern ist hier im Winter sehr kalt im Sommer wiederum sehr warm, die Felder sind fruchtbar, und Lebensmittel in einem billigen Preise. Was mein hinterlassenes Haus in Oranienbaum, sei euch geliebtes Geschwister geschenkt, verkauftet das selbige und teilen das Geld unter euch als einen Beweis meiner Brüderlichen Liebe, welche ich an noch gegen euch geliebtes Geschwister noch habe.
Übrigens grüße wie auch mein' Weib und Kinder auch Vater und Mutter, wo sie anders noch leben euch geliebte Brüder und Schwestern, Schwäger und Schwägerinnen, Gevattern und sonst gute Freunde viele Tausendmal und empfehle euch in die Obhut Gottes, der segne euch an Leib und Seel, er segne euren Aus und Eingang von nun an bis in Ewigkeit,lebet wohl, ich verbleibe euer Treuer und wohlmeinender Sohn, Bruder, Schwager und Gevatter und Freund bis in den Tod.
Andreas Rennefeld
Sunonerffba am 3-tenn Juli 1788.
Wenn ihr wider an mich schreibet, müsset ihr ein Kuvert oder Umschlag um den Brief machen, die Adresse auf den Kobert aber an Herrn Georg Heinrich Rieger, machen, abzugeben am H. H. Emmendörfer Gastgeber in der Stad Ansbach in Franckfurt am Mein.
P. S. noch mahl bitte ich euch, daß ihr mir mit dieser Gelegenheit wieder schreibet und es ja nicht versäumet, denn dieser Oben erwehnter H. Rieger,ist ein Bevollmächtigter von unserer Höchster Obrigkeit hin aus geschickt, und Er wohnet nur eine viertel Stunde von mir- An David Reinefeld – Bürger Einwohner in Oranienbaum bei Dessau .


http://forum.wolgadeutsche.net/viewtopic.php?f=176&t=1971&start=60

Jesus zum Gruß.

Noch ein Ein Brief aus der Vergangenheit
Linjovo See,(k. Hussenbach)Der Ort liegt westlich der Wolga an den Hängen des Höhenzuges Wolgaplatte an den Ufern des Flusses Medwediza sowie am See Linjowo.   den 26.05.1776

Lieber Hans!
Ich freue mich darüber, dass ich endlich dir einen Brief schreiben kann! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen! Wie du dich erinnerst,  kam  ich vor 9 Jahren nach Russland an, fern und unbekannt,  und fasste  festen Fuß an der Wolga. Seitdem sind Jahre vergangen und es passierte so viel,dass es in einem Brief kaum zu beschreiben ist. Aber ich möchte dir doch über mein Leben hier in Russland erzählen.

 Wie du weißt, fuhren wir nach Russland, um das Neuland zu erschließen und  Viehzucht zu treiben. In Russland gab es viel fruchtbares Land.
Aber es lebten hier zu wenig Menschen, die das bearbeiten konnten. Wir folgten der Einladung der russischen Zarin Katharina II. Sie versprach uns günstige Bedingungen, auch einen politischen Sonderstatus, der das Recht auf  Beibehaltung des Deutschen als Verwaltungssprache, die Selbstverwaltung und die  Befreiung vom Militärdienst.

Der Weg bis zum neuen Wohnort war nicht leicht. Über die Ostsee nach Sankt-Petersburg. Von dort fuhren wir mit den Pferdewagen weiter.
Die Reise dauerte ein ganzes Jahr! Und sie war nicht einfach. Also, am 4. Mai 1766 kamen wir, die verzweifelten Glücksfinder, nach Oranienbaum mit unserem Vorsteher Jakob Hussenbach an.  In unserem Heimatland  war er Schneider im  Frankfurt am Main. Und im nächsten Jahr gründete unsere Gruppe die Kolonie “Hussenbach”. Ich weiß, dass die andere Gruppe unserer Landsleute, die am 18. Juni dieses Jahres aus Lübeck mit dem Schiff «Anna Katharina» mit Vorsteher Johannes Keller nach Russland ankam,  gründete die Kolonie “Keller”. Die kürzeste Reise hatten die Deutschen, die in Kolonien in der Nähe von Sankt-Petersburg blieben. Wir aber  fuhren weiter - an die Wolga.

 Viele Deutsche gingen zur Wolga, und ich und noch viele meiner Landsleute landeten am gewünschten Ziel. Wir liessen uns nicht weit von dem Fluss Medwediza nieder. Es ist nicht weit von Saratow. Es waren 118 Familien, viele, genauso wie ich aus Sachsen, es gaben Leute aus Brandenburg, Darmstadt und Pfalz.
Anfangs war es nicht so einfach, wie wir uns  das vorstellten. Das Klima in Russland ist hart. Wir kamen im Frühjahr, es war kalt. Wir, Lutheraner, siedelten uns zusammen. In den ersten fünf Jahren hausten wir  in den Unterständen. Mit großer Mühe brachten wir unser Leben in Gang. Der kalte Winter, im Frühjahr und im Sommer oft Dürre. Wir hatten keine Technik und kein Vieh. Zuerst war es schwierig, aber dann Jahr für Jahr  wurde es besser. Im Sommer säten wir Roggen.
Oft brachten wir eine gute Ernte ein und lebten uns ein. Anfangs hiess unsere Kolonie Hussenbach. Aber dann bekam sie den russischen Namen «Linjovo See».

Man kann sagen, dass wir Glück hatten.  Kurz von unserer Ankunft an die  Wolga  grief  eine Bande von Räubern auf  die Deutschen Kolonien und fast vollständig raubte sie aus.
Viele Kolonisten beschliessen sogar  aus Verzweiflung im Winter 1767 Russland zu verlassen und wieder nach Deutschland zurückzukommen.  Wir hatten aber ein gesegnetes Jahr.  Auf  heute haben wir schon Pferde, Rinder, Kühe und Kälber, Schafe und Schweine. Jeder Bauer pflanzte einen Baum neben seinem Haus.  Wir achten darauf, das alles sauber war. Unser Vorsteher Jakob Hussenbach ist  ein sehr guter Mensch.
Solch ein Mensch muß erst gefunden werden! Er versteht seine Sache! Er wurde zum Vorsteher noch bei der Verladung auf das Schiff  in Deutschland ernannt.

Weiss du, Hans, wie oft dachte ich an meine Heimat? Mit Sehnsucht und Heimweh schlief ich ein. In Träumen sah ich wieder und wieder mein Heimatdorf in Sachsen, meine Eltern. Ich hoffe darauf, dass harte Jahren sind schon vergangen. Jetzt bin ich glücklich. Wir schätzen  hoch alles , was wir  mitbrachten.
Das sind unsere Sprache, Kultur, Bräuche, Küche.  Wir haben im Dorf  den dramatischen Zirkel. Kaum zu glauben, ich wusste gar nicht, dass ich das  schauspielerische Talent habe! Mein Freund Johann Streck  aus Brandenburg singt  wunderbar, und meine Nachbarn Elisabeth  und Heinrich Leis aus Darmstadt und viele andere tanzen. Wir geben sogar Konzerte. Aus diesen feierlichen Anlässen  ziehen wir unsere  beste  Kleidung an.    

Vor drei Jahren bauten  wir eine Schule. Jetzt gehen alle Dorfkinder in die Schule. Unser sehnlichster Wunsch ist  eine Kirche zu bauen.

Russland wurde für mich zur zweiten Heimat geworden. Hier habe ich Freunde. Hier fand ich meine Liebe, Katharina.
Und vor kurzem brachte meine liebe Frau ein Mädchen zur Welt. Es heisst  Emma, genauso wie meine heissgeliebte  Mutter.
Mein Herz freut sich! Ich fühle, dass die Schicksale Deuschlands und Russlands eng verbunden sind. Ich liebe meine Heimat – Deutschland, aber in Russland fand ich mein Glück. Jetzt habe ich zwei Heimaten. Du kannst dich  nicht vorstellen, wie schön dieses Land ist:  grenzenlose Wolgasteppen, Wiesen, Gräser! Ich bin der Bauer, und ich hoffe darauf, dass du mich verstehst: die Seele des Bauern - mit der Erde.  Nun, das wäre alles, was ich erzählen  wollte. Wie geht es dir? Wie ist deine Familie? Wie sind  meine alten Eltern?
Ich liebe sie. Schreibe mir, ich warte deinen Brief mit Ungeduld! Mögest du glücklich sein!  Dein Bruder Thomas.

Ankunft der ersten Siedler.

Schon in den Jahren 1764–1767 wanderten rund 30.000 Deutsche – inklusive einer kleineren Anzahl von Franzosen, Niederländern und Schweden
– nach Russland aus. Tausende überlebten die Strapazen, den Hunger und die Krankheiten während der langen Reise nicht.
Erst bei der Ankunft wurde vielen klar, dass sie nicht mehr zu der Sorte von Einwanderern gehören sollten, die sich die Zaren in den Jahrhunderten zuvor ins Land geholt hatten. Weder durften die Handwerker unter ihnen ihren erlernten Beruf in den Städten ausüben, noch durften die Bauern sich selbst den Flecken Erde wählen, an dem sie sich niederließen. Stattdessen wurden einige dieser ersten Siedler in die ländliche Region um St. Petersburg, der überwiegende Teil aber ins Wolgagebiet bei
Saratow geführt, wo alle dazu bestimmt waren, eine landwirtschaftliche Tätigkeit auszuüben.

Pro Familie bekamen die Kolonisten etwa 30 Hektar Land zugesprochen, wobei jedoch Klima und Bodenbeschaffenheit dieses Landes völlig anders waren,als man es aus den heimatlichen Gebieten kannte. So berichtet der Zeitzeuge C. Züge:

„Unser Führer rief halt! Worüber wir uns sehr wunderten, weil es zum Nachtlager noch zu früh war; unsere Verwunderung ging aber bald in Staunen und Schrecken über, als man uns sagte, dass wir hier am Ziele unserer Reise wären. Erschrocken blickten wir einander an, uns hier in einer Wildniß zu sehen, welche, so weit das Auge reichte, außer einem kleinen Walde, nichts als fast drei Schuh hohes Gras zeigte. Keins von uns machte Anstalt von seinem Roße oder Wagen herabzusteigen, und als das erste allgemeine Schrecken sich ein wenig verloren hatte, las man auf allen Gesichtern den Wunsch, wieder umlenken zu können… Das ist also das Paradies, das uns die russischen Werber in Lübeck verhießen, sagte einer meiner Leidensgefährten mit trauriger Miene! (…) Es war freilich eine Torheit von uns gewesen, dass wir uns in Russlands unbewohnten Gegenden einen Garten Eden dachten;
die Täuschung war aber dagegen auch allzu groß, dafür eine Steppe zu finden, die auch nicht einmal den mäßigsten Forderungen entsprach.
Wir bemerkten in dieser unwirthbaren Gegend nicht die geringste Anstalt zu unserer Aufnahme, sahen auch im Verlauf mehrerer Tage keine machen,und doch schien bei dem nicht mehr fernen Winter; Eile nötig zu sein.“
[3]

Diese Beschreibung bezeugt die Pionierleistung, die die zu Beginn (1773)  25.781 Einwohner der 104 neuen Dörfer im Wolgagebiet erbringen mussten,um zu überleben. Viele überlebten jedoch nicht. Neben den klimatischen Verhältnissen, Schädlingen und Seuchen stellte sich als weiteres Problem die strategische Lage heraus, denn es kam immer wieder zu Überfällen durch Reiternomaden („Kirgisen“) aus dem Osten, die ganze Siedlungen zerstörten und ihre Einwohner raubten und versklavten. Durch Gefangenschaft, Krankheit und Flucht dezimierte sich die Zahl der Siedler allein innerhalb der ersten zehn Jahre um mehr als 7000 Menschen. Die russische Regierung versuchte der Entwicklung durch weitere Kredite, aber auch durch die Enteignung von Bauern, die sie als untauglich befand, entgegenzuwirken. Die verbleibenden Siedler durften sich fortan selbst verwalten, indem sie ihre eigenen Dorf- und Oberschulzen wählten.

Siedler im Wolgagebiet:

Trotz aller Schwierigkeiten machten die Siedler im Wolgagebiet Fortschritte. Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein „bescheidener Wohlstand“ (1) erreicht. Die Ernten wurden besser und die Bevölkerungszahl stieg um ein Vielfaches an, so dass im Jahre 1815 60.000, im Jahre 1850 dann gar 165.000 Menschen in den Mutter- und neu entstandenen Tochterkolonien (dazu weitere Neuansiedlungen wie Am Trakt und Alt-Samara) lebten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch wuchsen wieder die wirtschaftlichen Probleme, was vor allem an einer Agrarverfassung lag, die sich als nicht nachhaltig erwies. Land war nämlich hier nie Privateigentum, sondern wurde immer nur zur Verfügung gestellt – zuerst von der Krone, später von der Gemeinde, die immer wieder aufs Neue für eine möglichst gerechte Verteilung zu sorgen hatte. Diese Umteilungsgemeinde hatte sich nach der Abschaffung der Leibeigenschaft zuvor schon bei den meisten russischen Bauern entwickelt. Begünstigt durch Bevölkerungswachstum und mangelnder Alternativen, eine Arbeit außerhalb der Landwirtschaft zu finden, ergab sich das Problem, dass mit der Zeit immer weniger Kolonistenland für immer mehr Bauern zur Verfügung stand. Landzukäufe konnte man sich kaum leisten, stattdessen wurde das vorhandene Land umso intensiver genutzt und teilweise ausgelaugt. Dies war mitverantwortlich für die Missernten und Hungerjahre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts .

Im Laufe der ersten Jahre sind einige Siedler weggezogen, andere zogen wiederum aus den Nachbardörfern nach Enders. Da die Wiesenseite in der Nähe des Flusses einen Sumpfboden aufwies und reich an Vegetation war, hatten die Siedler die Wiesen als Viehweide benutzt. Der an die Wiesen anschließende Steppenboden wurde für den Getreideanbau benutzt. Später kam noch der Anbau von Tabak , Kürbisen und auch reiche Wassermelonen-Ernte dazu.
Die Häuser waren aus Holz und mit einem Zaun versehen. Üblicherweise hatten die meisten Höfe Getreidespeicher, einen Stall, Vorgärten mit Gemüse,viele Kolonisten hatten auch Obstgärten.

Die Herren  Arhold haben Kleinladen  gehabt :
Arnold Bogdan Davidovich  Dörfler im Dorf Enders  - ein Geschäft mit Lebensmitteln, Tee und Zucker, einem Jahresumsatz 3000 Rubel Gewinn von 300 (Y)
Arnold Christian Jakovlevich. Dörfler k. Podstepnoe - Shop mit einer Manufaktur, Galanteriewaren und Kolonialwaren , 7500 Jahresumsatz, Gewinn 625 (Y)

*
Den Kolchos Chapaev-(Tschapaew) in Kol. Enders 1937  nach dem Plan der Ausgangsmateriale der Äpfel 14 Tonnen, wo der Brigadier der Plantage Herrn Güttler H während im Verzug die Erinnerung der Bezirkszeitung ' "Roth Front ' von 10.09.1937.
Von 27.11.1937 г der Zeitung ' den Mund ist die Front ', dass den Plan des Winters  Aufpflügens о aus 2650 ha-2047  ha=77 %, und aus dem Plan Dresch 946 ha=717 ha=75 %

*
Hier sind noch Briefen 1768 nach Deutschland:

Briefe über die Auswanderung der Untertanen, besonders nach Russland. Frankfurt und Leipzig, 1768.

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/DjVu/Briefe_ueber_die_Auswanderung_der_Unterthanen_besonders_nach_Russland_1768.pdf

HIER

So heißt es in einem damals entstandenen Volkslied:

Katharina, als sie Kaiserin war,
Und ihren ersten Sohn gebar,
Denkt sie an den großen Eid:
Die Deutschen sollen sein befreit.

Herrscher in dem russ[']schen Reich,
Alexander und Monarch zugleich!
Brichst du deiner Mutter Wort,
So müssen deutsche Kinder fort.

http://www.rusdeutsch.ru/file/audio/audio_66665.mp3

Hören sie auch die Radiosendung   „Die Wolgarepublik. Eine unvollendete Geschichte“. Folge 1 
*
Russland -über seinen Aufenthalt in den deutschen Kolonien?
Alexander von Humboldt träumte von Jugend an nach Russland, kam aber erst mit 60 Jahren hierher.
Er wurde eingeladen, im Ural zu recherchieren. Zusammen mit den Satelliten reiste er durch die baltischen Staaten, St. Petersburg, Moskau,
Perm, Jekaterinburg. 1829 reiste er aus Orenburg nach Saratov und in die Provinz Saratow. Hier erhielt er einen 'königlichen Empfang':
Der damalige Gouverneur Golitsyn besuchte ihn persönlich in Wolsk.

 

Nah von Dorf Enders beschreibt Herr Humboldt (Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (* 14. September1769 in Berlin; † 6. Mai1859 ebenda)
war ein deutscherNaturforscher mit einem weit über Europa hinausreichenden Wirkungsfeld.) folgenes :

Alexander von Humboldt, Ehrenberg und Rose besuchten 1829 die Kolonien und fanden sie blühend, die Einwohner durch Wohlstand und Reinlichkeit ausgezeichnet und deutsch sprechend.
Sie hatten angefangen sich mit Seidenzucht zu beschäftigen, der Maulbeerbaum artete aber aus. Die Reisenden sagen über dieselben:
„Die deutschen Kolonien fangen gleich Wolsk gegenüber mit der Kolonie Schaffhausen an, und ziehen sich an dem linken Wolga-Ufer entlang bis zu der Ansiedelung Krassnoj-jar; eben so ziehen sie sich nach dem grossen und kleinen Karaman abwärts.
Zwischen Schaffhausen und Krasnoj-jar liegt Baratajewka, Basel, Zürich, Solothurn, Penninskoi, Luzern, Unterwalden, Susannenthal,Baskakowka, Resanowka, Orlowskoi, Obermonjou, Katharinenstadt, Philippsfeld, Kano, Niedermonjou, Swonarewka und Podstepnoi.Die Ansiedler treiben grösstentheils Ackerbau, ihre geschätztesten Produkte sind Weizen und Tabak, welcher letztere bei den benachbarten Kirgisen und Kalmücken reichlichen Absatz findet. Der Boden ist schwarz und fett, die Luft indessen sehr trocken und Misswachs nicht selten.
Die Handwerker wohnen meist in Katharinenstadt. Nur Solothurn, Penninskoi, Luzern und Obermonjou sind katholisch, die übrigen evangelisch.
Jedes Haus hat seinen Garten, die Wohnungen sind reinlich und bequem und zeichnen sich vortheilhaft vor denen der russischen Kronbauern aus,welchen die Kolonisten sonst gleichgestellt sind, nur mit dem Unterschied, dass sie freie Verfügung über ihre Person und ihr Eigenthum,eigne Gerichtsbarkeit und Freiheit vom Kriegsdienst geniessen.
Erinnerungen von Heinrich Erfurth4
Durch ein Manifest Ihrer kaiserlichen Majestät Katharina II. Aus ruhmreicher Erinnerung wurden 1764 Menschen aus Deutschland eingeladen. Die Vorteile, die den Einwanderern geboten wurden, waren folgende: Sie würden auf der Reise und für angemessen unterstützt zwei Jahre nach ihrer Ankunft auf dem Siedlungsgelände;
Sie würden alle mögliche Hilfe durch Gebäude und Geldvorschüsse erhalten, um sich zu etablieren. Sie wären dreißig Jahre steuerfrei und würden niemals für den Militärdienst eingezogen. Da viele Menschen in Deutschland durch den Siebenjährigen Krieg verarmt waren, nahmen sie diese Einladung an, die so viel versprach.
Sie verbrachten ein Jahr auf der Reise. Bei ihrer Ankunft stellten sie fest, dass die Standorte für die Kolonien vermessen worden waren und jeder Siedler das von ihm gewünschte Baugrundstück frei wählen konnte. Zuvor war auch Holz zum Standort transportiert worden, so dass sofort mit dem Bau von Häusern begonnen werden konnte.5

Um Holz zu sparen, wurde jedes Haus von zwei Familien geteilt, wobei die Wohnzimmer nebeneinander lagen. Schließlich stellte sich heraus, dass dies keine gute Idee war, und der Plan wurde dahingehend geändert, dass sich die Wohnzimmer an den gegenüberliegenden Enden des Hauses befanden.
Pferde wurden von den Kalmücken gekauft, deren Lager sich in der Nähe der Kolonien befand. Einige von diesen waren nicht zerbrochen worden, und als sie an einen Wagen angekuppelt wurden, traten sie ihn in Stücke und rannten mit dem Gurtzeug auf dem Rücken davon; selten wurden sie jemals geborgen.
Landwirtschaftliche Geräte und Saatgut wurden von der Regierung verteilt, aber das Saatgut wurde so spät abgegeben, dass es nicht keimte.
Der größte Geldvorschuss, den ein einzelner Kolonist erhielt, betrug 25 Rubel. Es war ein Fehler der Einwanderungsbeauftragten, nicht darauf zu bestehen, dass die von ihnen angeworbenen Personen Erfahrung in der Landwirtschaft haben. Sie stellten Schuhmacher, Schneider und dergleichen ein, die zuerst lernen mussten, wie man Ackerbau betreibt, und bremsten so den Fortschritt.
Da die Unterstützung durch die Regierung nicht immer bei Bedarf kam, wurden die Menschen mittellos und mussten einige ihrer wertvollsten Besitztümer zu Opferpreisen an ihre russischen Nachbarn verkaufen, um Brot zu erwerben. Der Autoritätsmann vor Ort war jeweils ein Offizier Kolonie, vom "Direktor" für den Bezirk ernannt.
Der führende von ihnen war Major de Monjou, der in Katharinenstadt starb. Die meisten anderen frühen Dorfbeamten starben ebenfalls hier, aber einige kehrten nach Deutschland zurück.
Da die Bedingungen in den neuen Kolonien so schlecht waren, kamen einige wohlhabende Leute auf die Idee, zu desertieren.
Sie ließen sich von den Russen des Dorfes Beresniki in einen Fluchtplan einreden, der ihnen versprach, sie nach Westen bis an die Grenzen Polens zu führen. Anschließend wurden sie alle von diesen auf einer Insel in der Wolga gegenüber von Katharinenstadt ermordet.
Es waren hauptsächlich Holländer, Männer, Frauen und Kinder, insgesamt achtzehn Personen. Bis heute heißt die Insel, auf der sie umkamen, Murder Island.
Im August 1773 überquerte ein Teil der Pugatschow-Armee die Wolga nach Katharinenstadt, plünderte die Geschäfte der Kaufleute und suchte im Salzlager nach den besten Pferden und ritt mit ihnen weg. Im selben Jahr, im Monat September, griffen die Kirgisen die Dörfer am Großen Karaman an und schleppten viele Menschen in die Sklaverei. Sie wurden verfolgt, aber unsere Leute waren zu schwach. Die Kirgisen töteten achtzehn unserer Männer, darunter Pastor Wernborner aus Katharinenstadt.6
In den folgenden Jahren wurde das System der Gemeindeverwaltung geändert, die neue Aufsichtsgruppe genannt "Wirtschaftsdirektion". Der Leiter dieses Gremiums war der Wirtschaftsdirektor Ogarev, und in jedem Bezirk gab es einen Beamten, der als Bezirkskommissar eingesetzt wurde. 1802 besuchte Geheimrat von Hablitz die Kolonien. Durch ihn wurde angeordnet, dass Seidenzucht eingeführt werden sollte. Das hat nicht so gut geklappt, aber ein paar Leute haben Medaillen für ihren Erfolg in den frühen Bemühungen erhalten.
Im Jahr 1797 gab es eine weitere Änderung im lokalen Regierungssystem. Das neue Aufsichtsorgan war nun das "Tutel-Comptoir", an dessen Spitze Ratsmitglied von Roggenbach stand. Die Distriktkommissare wurden abgeschafft und an ihrer Stelle ein Oberbürgermeister für jeden Distrikt gewählt. Zu dieser Zeit wurden auch Grundsteuern eingeführt.
Geschrieben in Orlowskoi am 9. März 1822 von Heinrich Erfurth.

Sitten und Bräuche
Die genaue Kenntnis der Sitten und Bräuche gibt uns die Möglichkeit, die Menschen besser kennenzulernen.
Wir bieten ihnen, lieber Leser, an, sich in dieLebensatmosphäre eines deutschen Kolonisten hineinzuversetzen.
Wir werden erfahren, was man aß und wo und wie man lebte, wie man die Freizeit verbrachte, und wie man jemandem die letzte Ehre erwies. Wir versuchen auch, auf sprachliche Besonderheiten hinzuweisen.

Die Familie
Gerade mit der Familie beginnt der Weg eines Menschen und von der Familiehängt vieles ab. Wie in allen anderen Familien waren die ersten Worte der Kinder „Mama" und „Papa".
Die Eltern liebten ihre Nachfahren, aber es schien, dass sie zustreng waren.Ja, die Kinder wurden mit aller Strenge erzogen. Für die Jungen gab es oft körperliche Strafen:
Riemen und Rutenhiebe waren üblich. Nicht leicht war es auch für die Mädchen. Das wichtigste für sie war es, Ordnung und Sauberkeit zu halten.
Sie wurden sehr früh von den Eltern geweckt und fegten den Hof und die Nachbarstraßen.Von Kindheit an lernten die Kinder oft die Handwerke, die auch ihre Eltern ausübten.
Die Kinder wurden zur Ehrerbietung gegenüber den Alten erzogen.Die Eltern wurde mit „Sie" angesprochen. Und diese machten ihrerseits alles, um den Kindern eine gute Erziehung zu ermöglichen.

Das Essen
Vor dem Essen wurde unbedingt ein Tischgebet gesprochen. Während des Tischgebets kreuzte man die Hände, senkte den Kopf und las fromme Worte vor:
„Komm, Herr Jesus, sei unserer Gast und segne, was du uns bescheret hast. Amen" Und was aß man damals?
Eines der Lieblingsgerichte der Wolgadeutschen war Wassermelonenhonig und Rübenhonig. Dieser wurde im Ofen in einem Kessel gekocht.
Der Ofen wurde nichtmit gewöhnlichem Brennholz geheizt, sondern mit getrocknetem Mist oder mit Männertreu, was dem Gericht einen besonderen Geschmack verlieh. Wann der Honig fertig war, konnte folgenderweise geprüft werden:
man mußte den Honig auf einen Nagel tropfen, und wenn dieses Tröpfchen nicht wegfloss, konnte man das Essen zu verteilen.
Guten Appetit! Aßen die Deutschen denn nur ihren seltsamen Honig?
Nein, interessant und oft gegessen wurden auch folgende Spezialitäten:
Konfitüre aus Nachtschatten, Krebli, Rie-welkuehen, Riewelsuppe, Natirueha der Name klingt irgendwie russisch, nicht wahr? Wie wurde denn dieses Gericht zubereitet?
Aus Mehl und Eiern knetete man einenTeig, mit den Händen wurde dieser klein gerieben und in die Suppe gegeben - ganz einfach und schmackhaft ! Oft konnte man auch Schweinebraten auf dem Tisch sehen.Die Deutschen aßen ihn immer sehr gern. Als rätselhaftestes Gericht der deutschen Küche gilt der Strudel.
Der Strudel wurde in einigen Regionen auf ganz besondere Weise zubereitet. In den Kessel wurden schichtweise leicht gebratenes Fleisch und Kartoffelscheiben gelegt und ein bißchen Wasser aufgegossen. Anschließend gab man den Strudel hinzu. Dieser wurde aus Kefirteig zubereitet. Dieser Teig wurde dünn wie für Nudeln avisgerollt,dann zusammengerollt und zerkleinert.
Der Kessel wurde fest zugedeckt. Der Geruch von dem leicht angebrannten Fleisch zeigte, dass das Gericht fertig war. Das Lieblingsgericht aller Kinder war die süße Suppe.
Sie wurde aus Dürrobstkompot gekocht,zu dem Mehl, Milch und Mehlklößchen gegeben wurden. Diese Speise aß man heiß.
Und was trank man?
An den Feiertagen trank man Honigbranntwein, Wodka und natürlich Bier.Sehr beliebt waren Malzwurzeltee und Kaffee aus Gerste.
Am Ende der Mahlzeit richtete man ein Gebet an Gott mit den Dankworten:„Wir danken dir, Herr Jesus Christ,dass du unser Gast gewesen bist. Amen“
Worte und Gesten
Die Umgangsformen unter den Wolgadeutschen hatten einige Besonderheiten.Für die Rede waren bestimmte Sprachformeln und -formen charakteristisch. Morgens, wenn Menschsehen einander sahen, sagten sie: „Gott Tag!" Vielleicht wurde diese Begrüßung aus Holland mitgebracht. Und wenn sie im Laufe des Tages zusammenkamen, gebrauchten sie die Interjektion „Ho!"
Hatten aber die Menschen überhaupt die Zeit für hohles Geschwätz?  Natürlich nicht. Beim Treffen besprachen sie alltägliche Probleme oder schlössen irgendwelche Verträge.
Die Einwilligung war mit„Gut" bestätigt, dabei klopfte man einander an die Schulter.
Wenn man sich miteinander unterhielt, sagte man „Gemacht" (eine Abkürzung von „Abgemacht") und klatschte einander mit den rechten Händen ab.
Das Verb „sein" und der Artikelwaren in der Regel nicht gebräuchlich.
Feste
Gute Leute können nicht nvir hart arbeiten, sondern auch gut feiern!
Weihnachten ist das hellste und lang erwartete Fest. Es scheint, als ob alle Kinderjedes Jahr zu dieser Zeit in ein Märchen gerieten. Sie gingen von Hause zu Hause,klopften an die Fenster und Türen, sangen Weihnachtsgebete, Lieder und lasen Gedichte vor. Dafür wurden sie von Erwachsenen mit Bonbons und Kleingeld beschenkt.Das alles war nvir der Anfang des Festes. An den Vorbereitungen nahm die ganze Familie teil: alle bastelten die Weihnachtskränze, schmückten die Häuser und bereiteten ein festliches Abendbrot. Dazu gehörten unbedingt eine gebratene Gans, ein Festbraten (Fleisch, Kraut und Kartoffeln), Apfelkuchen und Auflauf. Leider gab es nicht in jeder Familie Baumschmuck. Darum bück man oft Weihnachtsgebäck in Form von Vögelchen, Blümchen und schmückte damit den Tannenbaum. Mit diesen Spielzeugen wurden die Sternsinger dann später beschenkt.
Mit Ungeduld erwartete die ganze Familie die Mitternacht. Nach dem 12. Uhrenschlag begann das Fest. Man öffnete die Haustür und der Weihnachtsmann mit seinem Gefolgen (Knecht Ruprecht oder Pelznickel, Christkind, Esele und Verkleideten) konnte eintreten. Gute Kinder bekamen Geschenke, und die Kinder, die sich das ganze Jahr schlecht benahmen, wurden bestraft.
Die Kinder und die Eltern gerieten in Entzücken. Sie sangen, spielten, tanzten Polka. Überall konnte man hören „Hei sama", „Uo-ho-ho", „Tr-tr-tr-echo"! Alle waren einfach glücklich!

Glauben
Der Glauben ist die Antwort auf alle Fragen und dennoch das größte Rätsel. Im Glauben ist der Sinn des Lebens.
Der Gott ist bei uns allein, obwohl wir Ihn alle andersnennen. Jeder ergeht sich in Lobeserhebungen zum Gott. Lutherische Kirchen unterscheiden sich von anderen durch ihre anspruchslose  Ausstattung. Hier gibt es keine Heiligenbilder, da steht nur ein großes Kreuz am Altar. Die Wände sind mit Blumen und Bildern mit Jesus geschmückt.
Man zündete auch in der Kirche keine Kerzen an. Es gab nur wenige Kerzen, die direkt am Altar standen. Die gemütliche, einfache Kirche war für die Gemeindemitglieder eingerichtet. Die Bänke mit Rückenlehnen waren in der Regel für das Gebetsbuch geeignet. Die Lutheraner bekreuzigen sich nicht, dafür hatten sie aber das Gebetsbuch immer bei sich.
Die Begräbnis-Zeremonie
Man sagt, dass man erst nach dem Tod alles über einen Menschen erfährt, dass man dann erst feststellt, wer er überhaupt war. Dann wird auch klar, in welcher Beziehung die Menschen zum Verstorbenen standen. Es gab einen Mensch und jetzt gibt es ihn schon nicht mehr. Er ging ins Jenseits, in sein neues Haus. Dieses Haus ist schwarz mit einem weißen Kreuz auf der Decke.
Dieses Kreuz konnte, wenn der Verstorbene reich war, auch aus Gold sein.
Im Haus des Toten wurden alle Spiegel bedeckt. Nach dem Glauben, blieb die Seele des Verstorbenen drei Tage noch im Haus. Für den letzten Weg wurde der Leichnam von den Verwandten sorgfältig vorbereitet.Es wurde ihm ein neues schwarzes Kleid angezogen.Um besser gehen zu können, wurden seine Füße in Strümpfe gekleidet.
Man gab nichts nutzloses mit, auch keine Juwelen.Zum letzten Mal „ging" der Verstorbene mit auf der Brust gekreuzten Händen durchs Dorf. Man warf auch keine Blumen auf den Weg vor dem Toden.Jemand von den Verwandten blieb zu Haue, um sofort nach dem Wegtragen des Leichnams alles auszuräumen. Die anderen gingen zum Friedhof, um dem Toten den letzten Tribut zu zollen.

Auf den Sargdeckel warf man traditionell eine Handvoll Erde,schmückte das Gral) mit Blumen und kehrte nach Hause zurück.
Nach der Beerdigung gab es einen Leichenschmaus im Familienkreis. Die Jahre vergehen. Das Leben, die Charaktere und die Menschen ändern sich.
Und in den russlanddeutschen Familien kann man auch heute oft die Geschichten über die Vorfahren in deren Leben hören. Man kann erfahren, wie sie lebten, was sie gernhatten, wie sie waren.

*

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/books/Klaus_A_Nashi_kolonii.pdf

https://wolgadeutsche.net/bibliothek/books/Pallas_Wolgakolonien.pdf  
hier geht es um Enders Dorf Seite 3/13
P.S.: Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reiches
Reise aus Sibirien zurück an die Wolga im 1773 Jahr Des dritten Teil Zweites Buch St. Petersburg, 1776

Die neue illustrierte elektronische Enzyklopädie der Russlanddeutschen (NIEERD)
https://enc.rusdeutsch.eu/

Wos sein mer eijentlich?

Von Struwwelfeedje.

Man Kum hot sich do net lang in Deitschland eibirjern lasse, will sage, er is Deitscher worn, des häßt er ist jetzert Reichsdeitscher, prosto: jetzert is er än Germanez. Wie die Sache fertig worn, hot die Polizei ehn zu sich komme lasse un hot ehm mit em scheene Knix ä Babier mit em Odlerstempel gewe un do wor dren geschriewe, daß er, man Kum , jetzert än Deitscher worn is. So is aach gesat: und ist Deutscher geworden. Des scheint mer ä bißche tratsch zu sei. Wos wor er dann friher? Wol än Ruß? Iwerhapt hot mer do in Deitschland allerlei Bezachnunge für uns Wolgadeitsche. In man gehle Paß, den wu ich von der deitsche Polizei hun kriet wie ich noch Deitschland komme sei, steht geschriewe, daß ich än „Deutschstämmiger Ausländer“ sei. Nu, nitschawo, des is noch net so schlimm, des geht noch. Ich sein deitschstämmig un sein aach än Auslänner, wann aach kann echter Auslänner, weil ich doch än Deitscher sei. Ewwer na, ich sei jo gor kann Deitscher. Nen Deitscher wird mer erscht, wenn mer die Eibirjerungssurkund mit dem niederdruckte Odlerstempel kriet. Nu, nitschawo! Ich sei doch än Deitscher, ich wollt nar Spaß mache. Ewwer gorner spaßig is, daß mer uns Wolgadeitsche aach Wolgarusse häßt. Des is mer virm ä Mond bassiert, wie ich ä Druppche Flüchtlinge noch Hamburg ufs Schiff gebrunge hun. Do wor so än Agent, der hot uns lang gesucht un mir ehn. Un wie er uns gefunne hat un do kreischt er: „Do seid ehr jo, ehr Wolgarusse!“ Heilig, heilig, sat ich, a wos? Wolgarusse? Un hun ehn recht runnerkabbiddelt. Der hot sei Fett kriet. Guck nar mol do, guck nar mol do! Nu, nitschawo! Mer do ärjern sich iwwer des Wort Ruß, un unsere Landsleit in Argentinie ärjern sich, wann die Russe schlecht gemacht wern, des häßt: die Argentinier haaße unserne Landsleit drunne Deitschrusse un aach proste Russe. Im Krieg hot mol ä Zeitschrift, die wu von de argentinische Wolgadeitsche viel gelese wird, folgendes Gedichtche geschriwe:

Jeder Schuß – ein Ruß!
Jeder Stoß – ein Franzos!
Jeder Tritt – ein Brit!

Un wos maant Ehr? Zerrisse hun unserne Leit die Zeitschrift, hun die Fetze unnern Disch geworfe un hun ä halb Stun drufromgedrampelt. Vor lauder Zorn! Die hatte des Verschtche: Jeder Schuß – ein Ruß! – uf sich bezoge un hun sich org gekränkt. Des is ewwer aach so, do kann mer bees wern. Nu, nitschawo!

In Rußland hot mer uns im Krieg „Germanez“ gehaaße un des wor aach net schee. Un wie ich noch in die Russeschul gange sei, do hun die Russebiwercher gesunge:

Nemez perez kolbasa
Kupil loschat bes chwosta!

Ei du, ei du! Mer hun se als verhaache, die Kerlercher, daß die sauerne Brih gespritzt is. Amol hun ich unnt gelege, amol hun se uf mir gesotze. Ewwer bis heit sein ich mir noch net klar: Wos sein mer eijentlich: Deitschrusse, Wolgarusse, proste Russe, deitschstämmige Auslänner, Auslandsdeitsche, proste Auslänner ewer wos? ’s is nar gut daß die Deitsche, d. h. die Germanzy, nix von de Kocholle wisse, sonst däte se uns aach noch deitsche Kocholle haaße. Nu, nitschawo! Des Wort „deitsch“ kanne se uns net nomme! Praschai!

Chronik Tafel RD

1755 – 1763
Der Siebenjährige Krieg. Die Besiedlungspolitik und die Bevölkerungsexplosion im mittleren Deutschland. Ab 1763 aktives russisches Bemühen um die deutschen Untertanen. 6.000 Familien, insgesamt ungefähr 31.000 Menschen lassen sich für das bessere Leben in Russland anwerben.

1763 – 1768 Große Zuwanderungswelle auf dem Wasserweg aus den deutschen Gebieten Rheinhessen und der Pfalz in das mittlere Wolgagebiet in Neurussland

1742-1775 Die Anfangsjahre – Bauernaufstände und die Kirgisen-Überfälle

1764 – 1767 Gründung der 104 Mutterkolonien mit einem speziell für Siedler zuständigen Ausländerkontor mit Sitz in Saratow

1798 Der Beginn der Republik in Frankreich und der beginnende Niedergang des Adels

1806 Auflösung des Römischen Reiches Deutscher Nationen

1812 Napoleons Russlandfeldzug

1815 lebten bereits 60.000 Siedler in den Wolgakolonien. Mit der zweiten Auswanderungswelle 1816 kamen ungefähr 140.000 bis 165.000 weitere Siedler in die Gebiete ums Schwarze Meer.

1825 Der gescheiterte Aufstand der Dekabristen. Bis 1828 vier russische Feldzüge gegen die Türken

1848 Deutscher Versuch einer Revolution. Die Mennoniten aus Preußen verlassen Ihre angestammten Gebiete und Siedeln an der oberen Wolga im Gouvernement Samara (Alt-Samara) um. Dieses Siedlungsgebiet gehört später nicht zu der ASSR der Wolgadeutschen.

1853 Der Krimkrieg und die danach erfolgte Reorganisation der fremdnationalen Verwaltungen aus Furcht um den Zusammenhalt des Russischen Imperiums. Um ca. 1860 Bevölkerungsexplosion und die Gründung der Tochterkolonien

1870 Gründung der Deutschen Nation

04.06.1871 Aufhebung der geltenden Gesetze für die Kolonisten. Die Ausländerverwaltung in Saratow wird aufgelöst. Eine Gebietsreform findet statt. Das Deutschtum im eigenen Land (in Russland) wird als Bedrohung erkannt.

1874 Umfangreiche Modernisierungsbestrebungen in ganz Russland. Einführung der allgemeinen Wehrpflicht auch für deutsche Untertanen. Weiterwanderung.

1878 Der Türkenkrieg

1880 – 1892 Die Grund- und Bodenbewirtschaftung – Das Seelen- und das „Mir“-Systeme der Bodenzuteilung.

1897 lebten 407.000 Deutsche an der Wolga.

1904 Der Russisch-japanische Krieg
1905 Weitere Auswandererwellen, ausgehend aus Russland, neue Auswanderungsziele
1906 – 1914 Stolypin-Reformen und die Auswanderung eines Teiles der Kolonisten weiter nach Sibirien und Kasachstan
1914 – 1916
1. Weltkrieg und deren Auswirkung auf die Entwicklung auf dem Land. Zu dieser Zeit lebten im gesamten Russischen Reich ungefähr 2,4 Millionen Deutsche. Ungefähr 600.000 an der Wolga, 530.000 im Schwarzmeergebiet, 200.000 in Wolhynien und den polnischen Provinzen, 170.000 im Baltikum und 50.000 in und um St. Peterburg.
1916 – 1917 Die Februar- und die Oktoberrevolutionen. Zaristische Liquidationsgesetze der deutschen Siedlungen und die Wende
1918 Der Staatsstreich durch Bolschewiki und der Bürgerkrieg. Die Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) der Wolgadeutschen –  Brest-Litowsker-Friedensschluss und der Zusatzvertrag.
1917 – 1923 Roter Terror. Der Krieg gegen die Landbevölkerung
1920 Der Polnisch-sowjetischer Krieg. Die aus Russland kommende Weltrevolution wird in Warschau gestoppt. Der Wettlauf sozialistischer und kapitalistischer Ideologien beginnt.
1921 – 1928 Die Hungersnot und die NEP. 1924 ist die „Oktoberrevolution“ mit dem Tod Lenins zu Ende
1927 – 1931 Die Partei und später der Kult um Stalin – Entkulakisierung und Kollektivierung
1931 – 1933 Holodomor, Industrialisierung, GULAG
1938 Der Höhepunkt des Terrors. Vernichtung und Anklage nach § 58 Abs. 10 des Strafgesetzbuches der RSFSR
1941 Die Auflösung der ASSR der Wolgadeutschen. Insgesamt zählte die ASSRdWD ungefähr 600.000 Bürger, von denen im August 1941 441.115 Menschen ausgesiedelt wurden. Insgesamt wurden bis Ende 1941 799.459 Deutsche aus dem europäischen Teil Russlands entfernt.
Ab 1941 Einbürgerungen und Repatriierung im Deutschen Reich. Insgesamt vor dem 2. Weltkrieg lebten auf dem sowjetischen Territorium 1,4 Millionen Deutsche.
1942 – 1964 – 1972 Die Zwangsarbeit. Die Kommandantur und das Rücksiedlungsverbot
1965 – 1986 Die Freizügigkeit und die Autonomiebestrebungen

Ab 1989 Rehabilitationen der in der Sowjetunion Repressierten-Die massenhafte Auswanderung aus der zerfallenden UdSSR.

Heute geht man davon aus, dass in Deutschland ungefähr 4 Millionen der aus Russland eingewanderter Bürger, zusammen mit deren in Deutschland geborenen Nachkommen, leben. In den postsowjetischen Gebieten leben ungefähr 600.000 Menschen, die sich der deutschen Nationalität zugehörig fühlen.
PS: Letzte Aktualisierung : 29.04.2023   *

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